Zusammenfassung
Das Hockeyspiel (Palin oder Chueca) der Mapuche Indianer in Chile (1990)
Die Dissertationschrift über das Palin-Spiel (eine Art Hockey-Spiel)
hat 272 Seiten, Landkarten, 32 Abbildungen, (Bildquellen und Fotos der Feldforschung),
Zeichnungen, 145 bibliografische Quellen, 628 Anmerkungen, eine Liste von
Mapuche-Gewährsleuten, einen Bericht von 11 Reisen für die Feldforschung
und brieflichen Kontakt mit Nicht–Mapuche-Leuten aus Gemeinden der
Mapuche-Zone, eine kurze Geschichte des Mapuche-Volkes und Ethnohistorische
Aspekte ihrer Kultur,
Es folgen: Bildzeugnisse zum Palin, Ursprung des Palin-Spiels, Geschichte
und rezente Lage des Spiels, Spielregeln, die physisch-technisch–taktisch
und rituelle Vorbereitung der Spieler, Motivierungen zum Spiel, Organisation
von Wettkämpfen, Prestige von berühmten Palin-Spielern, das Palin
und die Chilenische Kultur, Wetten und Zuschauer, Palinfeste, Verbote zu
Palin-Spielen, Vergleich vom Palin zum Rasenhockey, Lokalitäten in
Chile (Toponymie) im Zusammenhang mit dem Palin.
Schlussfolgerung
(*)
Das
Hockeyspiel der Araukaner, von den Mapuche Palin, von den Spaniern Chueca
genannt, ist bis heute das Spiel der Mapuche geblieben. Es war bis zum 19.
Jahrhundert der populärste chilenische Sport, bis der moderne europäische
sportliche Einfluß begann. Zahlreiche Namen von Lokalitäten im
Zusammenhang mit dem Palin und die damit verbundenen autochthonen technischen
Begriffe bezeugen das historische Vorhandensein des Spiels. Nach Beobachtungen
im Feld und nach Studien literarischer und historischer Zeugnisse bestätigt
sich die Meinung, daß das Palin ein einheimisches Spiel ist. Der Raum,
in dem früher Palin gespielt wurde , von Santiago bis zur Insel Chiloé,
hat sich heutzutage um die Hälfte reduziert, d.h. vom Fluß BioBio
bis zur Provinz Llanquihue. Jedoch ist das Spiel auch in dieser Zone an
vielen Orten heute unbekannt. Besonders in den Provinzen Malleco und Arauco
haben Mapuche Organisationen in den letzten 15 Jahren dem Spiel zur Wiedergeburt
verholfen und es in die Zeremonie des Nguillatun, des Bittfestes, eingeschlossen.
Weite Teile Nordamerikas, Argentiniens und
des Chaco kennen ein dem Palin ähnliches Spiel, das sich in den letzgenannten
Gebieten heute noch Chueca nennt. Ähnliche Spiele waren in Europa,
Asien, Afrika, und Ozeanien bekannt.
Die Tradition des Palin bei den Mapuche von
Chile hat bis auf den heutigen Tag eine fast unveränderte Kontinuität
beibehalten, besonders im Hinblick auf Spielinstrumente, Spielfeld, Proportionen
des Feldes von ca. 20 : 1 zwischen Länge und Breite, Aufstellung der
Spieler im Feld, Zahl der Spieler, ihre Bezeichnungen und Funktionen, Hinausschlagen
der Kugel über die Seitenlinien als taktische Handlung, Gesang und
Tanz des Kalfülikan oder des Schädels eines berühmten Spielers
am Vorabend des Palin, Palintanz der Frauen während des Spiels, die
gegenseitige Herausforderung der Spieler vor dem Spiel, Awun - Ritt zur
Vertreibung der bösen Geister, Bedeutung des "Mittelspielers"
und sein soziales Prestige weit über die Grenzen der eigenen "Comunidad"
hinaus.
Neu hinzugefügte Bräuche sind das
Spiel auf festgesetzte Zeit, die "Turniere" oder Winkapalin mit
Teilnahme von vielen "Comunidades", oft über 15 und die damit
verbundene Preisverteilung.
Im Laufen der letzten vier Jahrhundert hat
sich der Einfluß der Spanier auf die Mapuche - Kultur und Tradition
ausgewirkt. Auch das Palin unterlief diesem Wandel, wobei eine Reihe von
Überlieferungen und Gebräuchen verloren gingen. So erhalten wir
heute nur noch in der Literatur Informationen über die ehemalige Orientierung
des Palinfeldes und Kultpfahls von Osten nach Westen , die Ballmulde zum
Spielbeginn, den Durchziehschurz der Männer, den Gebrauch von Federn
und Masken, die Orakelbefragung als Entscheidungsfindung durch ein Palinspiel,
die hohen Wetten, die Punktzählung von 4 : 0 bei einem Palin bei unbegrenzter
Zeit, den Seitenwechsel nach 2 Punkten, die Härte im Spiel und besonders
den Lonkotun oder Haarschopfringkampf, durch welchen die Spieler in eigener
Form Justiz ausübten, das Palin unter Frauen, die körperliche
und technische Vorbereitung als Vorübung zum Krieg und die Verbote
seitens der Kirche und Regierung.
An Legenden oder Mythologie ist nur ganz wenig
vorzufinden. Religiöse, speziell rituelle Rudimente sind beim heutigen
Palin kaum noch wahrzunehmen . Diese Reste lassen keine wesentlichen Rückschlüße
zu. Allerdings zeigt das rezente Palinspiel mit seinem noch erhaltenen Begleiterscheinungen
wie kultische Vorbereitung, kleinere Wetten und die Sitte des Charratun,
immer noch seinen stark auf die ethnische Gemeinschaft ausgerichteten Charakter
. So erinnert die genannte Bewirtung von Spielern wie Zuschauern an die
bei vielen anderen Völkern üblichen Verdienstfeste.
Obwohl bei den Mapuche die Bedeutung des Palin
Als Vorbereitung auf den Krieg verloren ging, ist es doch ihr Spiel geblieben,
und es müßte auf die Aussage eines alten Mapuche-Anführers
auf das in ihren Sitten so viel verwurzelte Spiel hingewiesen werden :
“…hoffentlich
bleibt das Spiel erhalten, denn
nur
durch das Palin war das Mapuche-Volk
unbesiegbar”.
“…Aufkilpe
aukautun duna, aukautun duna
meu,
piam, yeneenolu ta che”
(*)
CARLOS LOPEZ VON VRIESSEN : Das Hockeyspiel (Palin oder Chueca) der Mapuche-Indianer
in Chile. Ein Beitrag zur Ethnologie des Sports. Dissertationsschrift, Deutsche
Sporthochschule Koeln 1990, S. 164-167
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